2017

Spiel um Zeit

Nach den „8 Frauen“ meldeten sich über 50 (!) Schülerinnen und Schüler zur neuen Produktion, ohne dass bekannt war, welches Stück wir denn als nächstes in Angriff nehmen würden.

Für die Regie war es eine Herausforderung, so viele Interessierte irgendwie fair unterzubringen und mit Rollen zu bedienen, aber gleichzeitig die bisherigen, im Ensemble bleibenden Schüler*innen zu berücksichtigen (die als „alte Hasen“ zurecht ein Rollen-Privileg erwarten durften).

Die Wahl fiel auf Spiel um Zeit – Das Mädchenorchester von Auschwitz von Arthur Miller, basierend auf dem Roman der Pariser Holocaustüberlebenden Fania Fénelon, die Sängerin im Orchester des Konzentrationslagers Auschwitz gewesen ist.

Unsere Neuzugänge in der Ensembleleitung, Luisa Hidding und Mary Stenkamp, sollten uns die nächsten drei Jahre als Regieassistentinnen und Organisatorinnen zur Seite stehen, was sich als Glücksfall für das Junge Ensemble entpuppte.

Von den übriggebliebenen „8 Frauen“, die erst im Jahr darauf ihr Abitur machen sollten, übernahmen Rieke Theling, Sophia Lechler, Lea Marzinzik und Sabrina Hanke Hauptrollen. Hinzu kamen fast 35 weitere Rollen: spielende Orchestermädels, Kapos und SS-Schergen, einschließlich der historischen Figuren Josef Mengele und Josef Kramer.

Aufgrund des umfangreichen Ensembles sowie des Anspruchs des Stücks und seines historischen Hintergrunds legten sich alle Beteiligten in Sachen Engagement und Selbstverständnis im Umgang mit dem Stück ins Zeug.

Die Geschichte behandelt die letzten beiden Jahre des Konzentrationslagers Auschwitz in dem real existierenden Mikrokosmos „Mädchenorchester“. Dieses wurde geleitet von Alma Rosé (einer Nichte Gustav Mahlers, die selbst bedeutende Geigerin war). Ihr war klar, dass die Mitgliederinnen ihres Orchesters nur dann eine vage Möglichkeit zum Überleben hatten, wenn sie ihrem strengen Drill und Anspruch folgten, um mit mit den wenigen Mitteln (kaum Instrumente, kaum wirklich gute Musikerinnen) das bestmögliche zu erreichen.

Tatsächlich überlebten dadurch viele den Holocaust, während sich innerhalb dieses Klangkörpers Hass, Neid, Missgunst und Rassismus genauso zeigten wie Liebe, Schutz und Vertrauen.

Alle Vorstellungen waren so gut wie ausverkauft, Gastspiele nach Borken, Dorsten und bis (für einige am Tag vor dem mündlichen Abitur) nach Düsseldorf ins „Stahlwerk“ waren Ansporn und Belohnung für das gesamte Ensemble.

Zum ersten Mal arbeiteten wir mit der Düsseldorfer Volksbühne und der „Geschichts-“/ CSR-Abteilung des Fußballvereins Fortuna Düsseldorf zusammen, welche in Sachen Antisemitismus-Forschung im Verein sehr aktiv ist.

Abermals zeichnete sich Katrin Weier für das bedrückende, karge Bühnenbild mit ihrem Oberstufenkunstkurs verantwortlich, Gabriele Heuveldop begleitete uns erneut als Dramaturgin.

Der dem Staff bis dahin als (licht-)technischer Unterstützer angehörende Nico Ricken übernahm mit dieser Produktion auch weitere Aufgaben: Trailer, Internet- und digitale Aufgaben wurden von ihm ebenso übernommen wie die Gestaltung des Programmhefts und weitere Felder. Lars Wilting und Roland Spang waren zu dieser und nachfolgender Zeit unsere wunderbaren Licht- und Soundjungs.

Spektakulär war es, dass wir sowohl in Düsseldorf als auch vor unserem Forum in Mariengarden einen originalen Eisenbahnwaggon der Reichsbahn aus der Todesmaschinerie von Adolf Eichmann stehen hatten, welchen wir aus einem Eisenbahnmuseum holten und den uns MAX GOLL Düsseldorf als Sponsor und Freund der Regie umsonst zu verschiedenen Aufführungsorten transportiert hat.

Impressionen

aus der Produktion